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Parlez vous francais?

In Wima gibt es unterschiedliche Länder, unterschiedliche Formen der nationalen Organisationen und dementsprechend auch differenzierte Traditionen.
Wima_Austria hat zB.: die Saison Start – und Saison Ende Ausfahrt als nationalen Fixpunkt und nimmt im Laufe der Hauptsaison an regionalen und internationalen Veranstaltungen teil. 
Frankreich, auf der anderen Seite nutzt die Generalversammlung zu einem nationalen Treffen (Rally), das traditionell im September stattfindet. Und aus Motorrad relevanten Gründen zumeist im Alpenbereich. Und so hat Wima France auch dieses Jahr zu ihrem Treffen –  Rallye national – eingeladen.

Die Fotos des letzten Jahres waren sehr verlockend, aber es gab doch ein paar wichtige Fragen vorab zu klären, bevor wir eine Teilnahme ins Auge fassen: 

Kann von uns jemand französisch? non

Kennt sich von den Interessierten dort wer aus?  non

Haben wir gute/aktuelle Karten von Süd- bzw. Westfrankreich?  non

Französische Franc?  non,

brauchen wir aber, dank Euro nicht mehr  😛  , na immerhin, ein Qui.  Wir fahren!

Ungefähr so kam der Entscheidungsprozess  zustande, ein “wenig” Neugier war natürlich auch dabei.
Deshalb haben sich Claudia und Versya zur Teilnahme angemeldet. Da keiner von den beiden französisch kann, und fahren in der Gruppe bei so einer langen Anfahrt eindeutig vorteilhaft ist, wurde die Wima Schweiz kontaktiert, und von dort wollte unsere Elsbeth ebenfalls am Treffen teilnehmen.
Was lag daher näher am Weg kurz zu stoppen und dann gemeinsam weiter zu fahren?  Und wie es sich so ergibt, kommen dann auch gleich zwei weitere Mädls zur Gruppe, die aus dem Norden dazu stoßen. 

Alpenblick

Der erste Teil der Anreise war aus Zeitgründen mit dem Transporter in dem die Motorräder verstaut waren. Aber gleich nach der Schweizer  Grenze waren wir auf unseren zwei x zwei Rädern unterwegs und taumeln seither auf endlosen Bergstrecken über einen Pass nach dem anderen. Wir haben uns 4 Tage Zeit genommen, um die Anreise bis nach Embrun  zu absolvieren. Deshalb können wir jetzt bei der Route aus dem Vollen schöpfen.
Klausenpass, Furka, Gr. St. Bernhard, Kl. St. Bernhard, Col de Iseran,

sind die ersten Abschnitte die wir ohne grobes Hoppala (dafür mit temporärer Käseallergie)zurücklegen. Das Wetter ist fantastisch, die Route – die Elsbeth (unsere Schweizer Kollegin) zusammengewürfelt hat  – ist genial und die Stimmung ist sehr gut.

In Bessans ereilt uns aber das Schicksal:
Das Kleinere: Wir fragen einmal nicht nach dem Preis und ordern Handtücher und Frühstück in der Unterkunft. Das verdoppelt fast die Kosten für die Übernachtung im Chalet l’Aubepine.
Der Zimmerpreis: 36€/Person  Handtuch:5€, Frühstück 8€, Kurtaxe 7,5€ -> 20,5€
OK, wieder etwas dazu gelernt  😉
Das heftigere:
Nach einem sehr wunderbaren Abend bei Entrecote und rotem Wein, will das Motorrad von Claudia diese lukullische Gegend partout nicht verlassen, es springt einfach nicht an.
Nur hie und da ein  asthmatischer Röchler, mehr geht nicht.
Ein paar Versuche später  – mit Anstarten, Benzin wechseln, Anrollen, etc –  geben wir auf, und Claudia kontaktiert den Öamtc um Unterstützung.
Schutzbrief sei Dank wird ein Abschleppdienst geordert, der Ihre Maschine zuerst nach Modane bringt.  Der Rest der Gruppe bricht auf um die geplante Fahrt – verspätet, aber doch – wieder aufzunehmen. Versya begleitet Claudia und fährt hinter dem Abschleppwagen nach.
Während der Fahrt im Ablscheppwagen checkt Claudia die weiteren Optionen, aber es schaut düster aus: Eine weitere Verbringung des Motorrads  ist seitens Schutzbrief nicht gedeckt. Motorrad Werkstätten gibt es aber anscheinend nur in Albertville und in St. Jean de Maurienne. Auf der anderen Seite, wäre ein bezahltes Zugticket retour für sie und eine Heimbringung des Motorrads aber kein Problem?
Die Uhr tickt. Mittlerweile ist es 14:00 und wir haben noch immer keine substanziellen Informationen.
14:30 Versya, hat eine Werkstätte entdeckt und via Elsbeth (parlez vous francais?) wird die Werkstätte kontaktiert, und noch viel wichtiger, eine sofortige Aufnahme der Reparaturversuche zugesagt.
Perfekt, damit gibt es nur noch das Problem des Motorrad Transports. Die Kosten dafür belaufen sich auf ca. 410,- € und Claudia ist fast schon bereit das Risiko, alles aus eigener Tasche zu zahlen und dann in Ö streiten zu gehen, zu nehmen. Als die erlösende Nachricht eintrifft, dass der Französische ATC einen Teil der Transportkosten übernimmt. Wie auch immer das zustande gekommen ist: Mittlerweile ist es 15:30 und der Transporter bricht mit Claudia und Motorrad in Richtung Briancon auf. Versya nutzt die Zeit um einen Wettlauf über die Berge zu starten, um ebenfalls vor dem Schließen der Werkstätte vor Ort zu sein.

Col de Telegraphe und Col de Galibier sind daher Pässe die Claudia dank Tunnelfahrt versäumt, aber derzeit gibt es eben Wichtigeres.
An der Strecke trifft Versya auf Elsbeth die zum dolmetschen zurück geblieben ist und auf uns wartet. Die Werkstätte (Nico Moto – auf Google zu finden) ist eine klassische Schrauberbude, sie strahlt: Machen wir, können wir, pas de probleme aus  🙂

Und wirklich, Nico ist bereits am Schrauben, er hat auch schon die Probleme gefunden (der Luftfilter ist komplett zu, und daher sind auch die Zündkerzen hinüber.) Kein Wunder, wenn da der Motor nicht mehr will. So schnell wie das Motorrad zerlegt war, wird es auch wieder zusammen gebaut. Ein Hoch auf die unkomplizierte Technik vor 2010 und ein Hoch auf Nico.  Bravo!  Die Kosten für diesen Ad hoc Einsatz sind ebenfalls moderat: 180,- € für Motorrad zerlegen und zusammen bauen, 4 Iridium Zündkerzen und Benzin wechseln, Luftfilter reinigen (es gab keinen Originalen) + Arbeitszeit enthalten.  Er hat von 17:25 bis 
18:45 daran gearbeitet und die Überstunden nicht einmal verrechnet.
Und, weil das nicht reicht gibt er uns auch gleich einen Tip für eine Unterkunft die auf unserem geplanten weiteren Weg liegt.  Höchste Zeit, denn es fängt mittlerweile zum dämmern an.

Und so landen wir im Gite Terre Rouge

Es wird schon dunkel als wir die Schotterstraße hoch zur kleinen Häuseransiedlung am Berg fahren. Unser Wirt – Michel – empfängt uns vor dem Haus und zeigt uns den Raum der das rustikale Ambiente einer Berghütte widerspiegelt, aber sehr gemütlich eingerichtet ist.
Wir packen unser, in Briancon eingekauftes, Picknick aus und feiern jetzt die gelungene Reparatur wie le Dieu en France.
Schinken, Käse und Baguett, dazu saftige Paradeiser und ein Wirt, der als Nebenberufs Motorrad Guide, vor uns die Karte ausbreitet und uns die schönsten Flecken links und rechts von der weiteren Tour erläutert.
Es ist doch immer wieder ein Wunder. Ohne Panne wären wir nie hier gelandet und all diese Insidertips für den kommenden Tag wären an uns vorbeigefahren. 😉

Aus der Erfahrung von gestern klüger geworden, fragen wir zuerst nach dem Preis für Handtücher und für das Frühstück, bevor wir es ordern (Hier sind sie natürlich wieder sehr moderat 🙂  ).  Gehen duschen und schlafen.

Das Frühstück am nächsten Tag ist ebenfalls ein Genuss und so gehen wir die nächste Ettappe unserer Fahrt an. Nach Turin wären es von hier nicht einmal mehr 100km, wir steuern aber weiter die Berge südlich von uns an, es geht in Richtung Col de Izoard.
Der Pass gleicht einer Landschaft vom Mars mit all seinen eigentümlichen Felsformationen, aber es stehen zu viele Busse herum und wir sind mittlerweile die Stille und „Einsamkeit“ auf den Straßen gewohnt und ziehen weiter.

Wieder vom Pass herunter biegen wir nicht gleich nach rechts in Richtung Guillestre ab, sondern fahren zuerst nach Links, um das kleine Chateau in Ville Vieille zu sehen und danach geht es weiter, wieder in ein Seitental, zum Bergdorf St. Veran, dass durch seine hohe Lage und ursprüngliche Struktur ein sehenswertes Kleinod ist.
Nach einem kurzen Besichtigungsstop geht es wieder den Weg zurück ins Tal. Dabei verpassen wir eine weitere Sehenswürdigkeit den forêt d’amour, aber mittlerweile ist der Tag schon soweit fortgeschritten, dass wir keine Lust zur Suche nach dem richtigen Einstieg haben. 
So folgen wir jetzt dem Tal in Richtung Guillestre – das außerordentlich spannend zu fahren ist – und dann biegen wir in Richtung des Col de Vars ab.
Auch dort bringen wir unser Pass „Souvenir“ an und fahren nach einer kurzen Jause wieder hinunter ins Tal. Dem Val de Ubaye  folgen wir bis zum Lac Serre-Poncon. Dem See folgen wir nach einem kurzen Umweg am Südufer, am Nordufer. Versya möchte noch den letzten Tip ausprobieren: Die D7, die über den Berg, via L’Adroit de Pontis, wieder zum östlichen Seeufer zurückkehrt und anscheinend aus lauter kleinen Kehren besteht. Dazu kommt eine schwache Asphaltdecke, die die Herausforderung noch erhöht. Aber sowas reizt sie bekanntermaßen gleich noch viel mehr.
Also teilt sich die Gruppe kurz auf, um hinter der Kehre/Berg wieder auf einander zu treffen.

Danach ist es nur noch ein kleines Stück bis Embrun und den Berg hinauf zum Le petit Puy

Dort treffen wir am späten Nachmittag ein und werden schon von den anderen Teilnehmerinnen  in Empfang genommen.
Die Zimmer sind schnell verteilt und wir erkunden die Herberge und die nähere Umgebung.
Das Abendessen ist klassisch  französisch und schmeckt vorzüglich. Die Stimmung ist sehr gut und wir sind gespannt auf das morgige Programm.  Der Tag war lang und so kriechen wir schon um 00:00 in unser Bett.  😉
Am nächsten Tag ein gutes Frühstück und die Lebensgeister sind zurück.  Die Route ist  ähnlich zum Vortag, nur eben in umgekehrter Richtung.  Versya möchte die “direkte” Route   (la voie directe) wählen und über den Col du Parpaillon abkürzen. Da es ein Schotter, oder schlimmer, Weg (Schwierigkeitsgrad 3-4 lt. Alpenpässe.de) ist, fahren die anderen mit den britischen Wima Ladies  gemütlich in Richtung Col de Larche.

Das Picknick am Pass ist wunderbar, das Wetter ist einfach unvorstellbar! wieder ein Wima Wunder. Wir haben Ende September und wir sitzen hier auf über 2300m und es ist angenehm warm.   Versya ist auch da, natürlich….. nicht ohne, noch einen weiteren Pass (Col de Bonette) zum drüberstreuen gefahren zu sein.  Dafür hat sich ihr mitgenommenes Essen übergeben, aber wir teilen schwesterlich, es ist wahrlich genug da.

Wima France Meets

Natürlich gibt es noch ein Gruppenfoto mit unserer fast 50 köpfigen Runde und dann brechen wir wieder in kleinen Gruppen auf. Zurück über den Col de Vars und Guillestre  nach Hause. Am Abend gibt es wieder eine wunderbare Abendveranstaltung.

Heute halten wir es eher kurz, denn morgen geht es wieder  retour in Richtung Gap und Albertville, 
Am Weg liegen wieder viele Pässe und coole Strecken wie: Saint de Appollinaire, Col de Parquetout, Col du Glandon,  Croix de Fer, Col de la Madeleine,
Das war wieder eine riesige Menge an Kurven und Höhenmeter, und so stoppen wir in La Lechere, um im Hotel La Radiant (eine Nobel-Spa Herberge) mit unseren dreckigen Maschinen vorzufahren. Der Preis ist jedoch OK und wir geniessen den Luxus  des Zimmers und Hotels und lassen den Abend gemütlich vor dem Balkon mit einem Picknick ausklingen (das schon so etwas wie Tradition geworden ist.)
Es ist mittlerweile frisch geworden, und die angekündigten Regenwolken ziehen zusammen. Und so regnet es die ganze Nacht heftig durch und kühlt massiv ab. In höheren Lagen hat es wohl geschneit, denn, als wir am nächsten Tag in Chamonix stoppen, strahlt der Weisse Berg in blankem Weiß und macht seinem Namen alle Ehre. 

Col de la Croix, Col de Montets, Col de la Forclaz, Martigny, Col de Pillon folgen und so sind wir im Simmental angekommen. In Boltigen übernachten wir im Hotel Simmental, das sogar über einen Innenpool verfügt wo Wassergymnastik angeboten wird. 
Der Tag war wieder lang und richtig kalt, so ungewohnt nach der letzten Woche. Wir haben mittlerweile unser gesamtes Gewand an. Elsbeth meint nur lapidar:
Scheiß Sport, ich mach jetzt nur noch Wassergymnastik und trällert das: Sind sie der Graf von Luxenburg Lied….  eindeutig das Vorstadium zur totalen Erschöpfung  😉  .

Das Zimmer ist riesig und urig eingerichtet (das Kinderzimmer im 1. Stock könnte von Heidi sein), die Bauern in der Gaststube sind ebenfalls urig, und sprechen? miteinander, aber was das Thema ist, ist einfach nicht zu verstehen  😉  

Das Essen und das warme Bett sind herrlich, wir gehen daher schon bald schlafen.

Am nächsten Morgen hat es 0° und wir wollten ja noch den Sustenpass (2260m) fahren?
Aber erst einmal alles zusammenpacken, frühstücken und weiter hinein in den Kanton Bern. Den Thuner- und den Brienzersee gefolgt und die Wärme der Tunnel am Weg genossen. In Meiringen checken wir nochmal die Wetterprognose und fragen entgegen kommende Motorradfahrer. Der Pass ist frei, also fahren wir die wunderbare Straße bergauf.  Oben auf der Passhöhe holen uns die 0° vom Morgen wieder ein. Die Lacken sind alle gefroren und ein dünner Schneefilm zeichnet sich rundherum ab. Deshalb bleiben wir nur kurz und machen uns wieder auf den Weg ins wärmere Tal, wo uns die Sonne mit warmen Strahlen endlich wieder auftaut.
Jetzt noch kurz in Altdorf beim Tell Denkmal gestoppt  (ja, das ist der Kerl, der mitgeholfen hat die Habsburger aus der Schweiz zu vertreiben) und weiter in das Kernland nach Schwyz um sich den Rütli über dem See anzuschauen. Jetzt trennt uns nur noch der Pragelpass vom Kanton Glarus und dem Klöntal, damit wir unsere Runde beenden und uns endlich auf die Suche nach ein paar Schoggi machen können. 
S
chließlich müssen wir für die zu Hause gebliebenen eine Entschädigung für die letzten 10 Tage mitbringen und natürlich werden wir fündig  😉

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