Strandsmall

Dünen im Sturm, Anreise Wima Rally 2017, Tag 5

Ist es der späte Spaziergang gestern? Die Zeitumstellung?
Oder einfach das trübe Wetter draußen? Das Aufstehen fällt uns heute nicht leicht, außer natürlich Renate, sie ist natürlich schon lange wach, wie auch immer sie das macht.
Auch überrschaschend: Es gibt auch auf dieser Seite der Grenze ein üppiges Frühstück, also doch eher ein nördliches „Problem“ und nicht allein auf Polen beschränkt?
Aber umso besser, damit geht es gleich viel mehr gestärkt in den Tag. 
Es ist zwar bewölkt, aber es regnet nicht. Daher beladen wir unsere Motorräder und beginnen mit unserer Fahrt durch das Nemunas (Memel) Tal in Richtung Westen. Noch haben wir Kaunas nicht verlassen, und der Regen. Durch die Erfahrung der letzten Tage weiser geworden, stoppen wir sofort und ziehen uns das Regengewand über.

Eine weise Entscheidung, denn schon kurz darauf kommt das Wasser in einer Intensität herunter, die den gestrigen Regen noch in den Schatten stellt. Die Sicht reduziert sich auf ein paar Meter, aber Gott sei Dank ist so wenig Verkehr, dass wir einfach langsam weiterfahren.
Nach ca. ½ Stunde wird der Regen endlich schwächer und geht in einen gleichmäßigen Schnürlregen über.
Schade eigentlich, denn das Nemunas Tal ist

landschaftlich sehr schön und auch die Dörfer entlang der Strecke haben einen eigenen Flair. Nur Tankstellen sind eher rar. Wieder einmal.
So fahren wir ca. 2 Stunden bzw. ca. 150 km bis Pagegiai, , bis sich eine Milda Tankstelle als Retter in der Not vor uns an die Straße schmiegt.
Am Anfang ist der Laden mit uns 3 Mädls in „Marshmallow Kostüm“ vollkommen überfordert, aber in der nächsten halben Stunde ist die Tankstelle ein trockener Hort, mit heißen Getränken, Snacks und Ruhe.
Wir beobachten die Ortsansässigen wie sie mit ihren alten und neuen Fahrzeugen zur Tankstelle kommen, ein wenig tanken, aber viel mehr im Shop ausgeben. Auch das ist uns seit Polen aufgefallen, dass der Konsum an Lebensmitteln, Getränken und „Sonstigem“ im Normalfall die Kosten des Tankens bei weitem übersteigt. Shoppen auf der Tankstelle dürfte IN sein.
Für uns Hektiker: Tanken, rein in die Tankstelle zum Zahlen, raus, Aufsteigen, Abfahrt! – daher ein Albtraum wenn noch Waren nachgeholt werden, Speisen bestellt, etc… werden. Aber heute haben wir Zeit das in Ruhe zu betrachten und wir sehen, dass auch die Kommunikation zwischen Tankwart und Kunden, und auch zwischen den Kunden selbst ein wichtiger Bestandteil des Rituals ist. Irgendwie ist das hier die Informationsdrehscheibe von Pagegiai (zumindest für die Männer) und strahlt eine mächtige Ruhe aus.
Deshalb werden wir auch wie Alien gemustert, aber auch mit einem Lächeln begrüßt. Frauen auf Motorrädern dürften sich doch recht selten hierher verirrt haben, das wird mit einem anerkennenden Kopfnicken und hie und da auch mit Fragen gewürdigt.
Woher, wohin? Alleine? Das sind so die am häufigsten gestellten Fragen auf Englisch. Das Vokabular ist dürftig, bei uns in Litauisch, bei den Ansässigen in Englisch, daher ist ein großer Austausch fast nicht möglich, aber man versteht sich trotzdem- hoffen wir halt im Nachhinein 😉 .
Der Regen hört tatsächlich auf und so ziehen wir unsere Regenmontur wieder einmal aus
Die restliche Strecke nach Klaipėda ist abgesetzt vom Nemunas und daher nicht so reizvoll. Auch zieht sich die Strecke unerwartet lange: Viele kleine Ortschaften, mehr Verkehr, der Rund um Klaipeda noch heftiger wird, und als besonderes Zuckerstück fällt prompt vor der richtigen Ausfahrt/Abfahrt zur Kurischen Nehrung mein Navi wieder aus. Fehler erkannt, und blauäugig in das Autogewimmel von Klaipedas gestürzt, und prompt beinahe in eine Sperrzone (Die Altstadt) eingefahren. Danach haben wir uns einen schattigen Platz gesucht und doch das Navi wieder angeworfen, das uns natürlich am kürzesten Weg zum Anlandeplatz der Fähre zur Nehrung gebracht hat.
Zusammen mit den anderen Pendlern und Touristen bezahlen wir unseren Obolus und werden auf die Fähre gequetscht. Am anderen Ufer erwartet uns eine Großbaustelle, durch die wir uns, auf dem ersten Kilometer, noch durchquälen. Um schlussendlich vor einem Maut Schranken zu enden, wo nochmals eine Gebühr von uns eingefordert wird, bevor wir unsere Fahrt auf der Nehrung fortsetzen dürfen. (In Summe keine gravierenden Beträge, es ist nur ein wenig umständlich immer das Geld hervor zu kramen)
Wir setzen unsere Fahrt fort und haben immer wieder einen Blick auf das Haff und dann, nach einem relativ hohen Dünenpass, auch immer wieder einen Schimmer von der Ostsee durch den Wald.
Da der Touristen Wohnanhänger vor uns sowieso nur stresst, stoppen wir auf der Strecke bei einer Fußgängerquerung (woher, wohin erschließt sich nicht gleich) und beschließen, dass wir jetzt das Meer suchen. Der Wald öffnet sich schnell und ein Treppelpfad zu den Uferdünen wird sichtbar, den wir einfach weiter folgen. Am Kamm angekommen bläst uns eine steife Brise ins Gesicht, der Wind kann was!
Im Gegensatz zu Krynica Morska besteht kein Bedarf sich zu entblättern, das Motorrad Gewand passt recht gut zu Temperatur und Wind und so marschieren wir die steile Treppe zum Strand hinunter um wieder ein paar Fotos zu machen. Sandstrand soweit das Auge reicht, wunderbare Blumen und Gewächse auf den Dünen und weit und breit (außer uns) kein Mensch! Herrlich.
Wir genießen den Ausblick auf die hohen Wellen und das Brausen des Winds. Aber wir haben noch einen Teil Wegstrecke vor uns und so brechen wir nach ca. 30 min wieder auf, um weiter bis zur Russischen Grenze zu fahren. Damit haben wir die Enklave Kaliningrad erfolgreich umrundet! 

 

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https://youtu.be/DpefWN3Tl2A

Natürlich werden entsprechende Erinnerungsfotos geschossen und dann beginnen wir mit der Fahrt zurück. Eigentlich wäre auch das Besteigen einer Düne geplant gewesen, aber es gibt keine Parkplätze für Motorräder und alle Autoparkplätze sind Kosten pflichtig. Dafür, dass wir zu Fuß eine Düne erklettern (max. 53m!) ok, nein danke.
Su sucht noch Souvenirs in Nida, aber auch dort ist kein Platz für Motorräder vorhanden. Wir parken daher notdürftig an einer Parkbucht und warten auf Su. Kurz sehen wir auch andere Motorradfahrerinnen, aber irgendwie entschwinden sie in einem Geschäft unserem Blickfeld, waren das vielleicht auch Wimas?
Der Tag ist mittlerweile schon recht weit fortgeschritten und wir haben noch die Fahrt nach Palanga am Programm. Klaipeda war mehr oder weniger ausgebucht und daher ist es einfach der nächste Küstenort für heute Nacht geworden.
Aber zuerst müssen wir die Halbinsel zurück zur Fähre und da haben wir eine böse Überraschung: Vor der Fähre hat sich ein ca. 1 km langer Rückstau gebildet, und laufend fahren noch dazu Stammkunden (Jahreskartenbesitzer) auf einer „fast lane“ an uns vorbei nach vorne. Die Versuchung ist groß einfach auch nach vorne zu fahren. Aber der Hass aller Autofahrer in der Schlange wäre wahrscheinlich enorm, was tut frau nicht alles, um den Ruf der Motorradfahrer nicht weiter zu schädigen? Da wir zu dritt sind, haben wir wenigstens die Möglichkeit miteinander zu plaudern, aber auch so dauert es eine halbe Ewigkeit bis wir endlich auf der Fähre sind.
Da wir jetzt so richtig Zeit verloren haben fahren wir das letzte Stück auf der Schnellstraße bis Palanga.
Das Hotel Tauras ist schnell gefunden. Wir haben diesmal ein Zimmer im Erdgeschoss, wieder mit Blick auf den Parkplatz. Da wir auch einen Balkon haben, beschließen wir, diesmal einkaufen zu gehen und direkt am Balkon zu speisen.
Im nahen Supermarkt ist vor allem die Wand aus alkoholischen Getränken beeindruckend, aber auch Wurst, Brot und Käse ist in vielen Varianten zu finden und damit decken wir uns ein und kehren in das Hotel zurück.
Wir machen es uns am Balkon gemütlich und genießen die vielen köstlichen Lebensmittel, die wir eingekauft haben.
Danach sind wir rundum satt. Als wir die Betten checken fällt uns auf, dass eines davon entsetzlich knarrt. Da das Appartement aus zwei getrennten Räumen und Doppelbetten besteht, tauschen wir die Betten, denn bei einer Person ist das Knarren beinahe nicht existent.
Da der Tag trotzdem noch lang ist, gehen wir das Meer suchen. Die ungefähre Richtung wissen wir ja. Glücklicherweise finden wir eine Art Corso, der mit Lokalen, Schaubuden, Souvenirläden und vielen Leuten gespickt ist. So wandern wir in Richtung Sonnenuntergang, und richtig, hinter einer letzten Anhöhe liegt wieder die Ostsee vor uns. Ein wenig freundlicher als am Nachmittag und mit einem Sonnenuntergang, der für uns Binnenländer wundervoll anzusehen ist.
Da die Brise immer noch sehr kühl ist, genießen wir die Atmosphäre kurz und ziehen uns danach ins Hotel zurück.

Morgen gibt es dann wieder einen Fixpunkt in unserer Planung.

 

 

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