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Der Kommissar…

Vor Feldkirch starten wir unseren Tag mit einem Frühstück deluxe – Wasser und (Semmel) Brot! Wer braucht schon Rührei und Croissants? Ein Festmahl, das uns mit purer Begeisterung erfüllt. Yay!
Der Spaziergang von der Station zur Verladestation ist trotz des Umbaus nicht kürzer geworden. Aber, ein bisschen Bewegung am Morgen hat noch niemandem geschadet. Wir erreichen die Verladerampe daher leicht verschwitzt und vollbepackt, aber das hält uns nicht auf!


Die Waggons sind überraschend flott da, aber leider auch nur ein ÖBB-Held der die Spanngurte löst.
Es könnte eine Ewigkeit dauern, aber keine Sorge – wir haben Zeit, denn Überraschung! Es regnet nicht!
Nachdem wir das beeindruckend langsame Schauspiel der Gurtelösung eine Zeit lang beobachtet haben, springt Versya entschlossen auf den Waggon und wird zur Heldin des Tages.
Sie löst eine wahre Kettenreaktion aus, und plötzlich sind alle bei den Motorrädern, um diese zu befreien.
Schneller als erwartet geht es damit doch los!


Die gewonnene Zeit nutzen wir danach für eine Koffein-Extravaganz in Feldkirchs Altstadt, um das bescheidene Frühstückswasser zu kompensieren. Gestärkt geht es dann weiter via Vaduz nach Glarus in der Schweiz.
Leider hat der Regen in Glarus wieder zugeschlagen, und der Nebel verhüllt die Nordrampe des Klausen und die Aussicht auf den Urnerboden. Aber wer braucht schon klare Sicht, wenn man in guter Gesellschaft ist und Abenteuer hat?

In Bürglen machen wir Mittagspause und bewundern die kulinarische, preisliche Großzügigkeit der Schweiz (Achtung: Satire). Bei besserem Wetter setzen wir unsere Reise in Richtung Gotthard fort, nur um festzustellen, dass uns zwei Fahrerinnen im Stau abhanden gekommen sind.
Ein leichtes Missgeschick, das uns zeigt: Das „1. Tag in der Schweiz Syndrom“ ist wohl unser Fluch (siehe: Der Guide verliert die Leut).
Ein kurzer Anruf bestätigt, dass tatsächlich ein kleiner Zwischenfall passiert ist. Etwa 20 km von unserer aktuellen Position entfernt. Dank des Wochenendstaus auf der beliebten Strecke haben wir nichts davon mitbekommen, da die Gruppe fröhlich auseinandergezogen wurde.
Aber: Abenteuer pur – wer braucht schon einen reibungslosen Ablauf?

Die Gruppe teilt sich in Andermatt, als alle außer Versya weiterhin die geplante Route ins Tessin verfolgen. Versya hingegen dreht um und düst die 20 km zurück, denn offensichtlich wird jetzt Reparatur-Expertise benötigt.
Am Unfallort angekommen, erfolgt eine kurze Bestandsaufnahme. Die Verkleidung ist leicht geknickt, die Gabel etwas schief, aber das größte Drama ist, dass die rechte Fußraste nun extrem locker ist und kurz vor dem loslösen vom Motorrad. Aber, keine Sorge, es wird improvisiert! Werkzeug raus, und es wird ans provisorische Fixing gegangen. Die „Bastelstunde“ wird jedoch abrupt unterbrochen, als ein Streifenwagen neben der Gruppe haltmacht und ein – anscheind frisch aus der Polizeischule entsprungener – Polizist Forderungen und Fragen stellt.

Natürlich müssen wir das warnblinkende verbliebene Motorrad auch noch auf die kleine Schotterfläche neben der Straße verfrachten – dort stehen bleiben ist nämlich furchtbar gefährlich, versteht sich. Nach dieser Heldentat parkt das Polizeiauto dann ebenfalls am rechten Fahrbahnrand (das ist dann offensichtlich nicht mehr gefährlich?). Die beiden Polizisten steigen aus, begutachten den sichtbaren Schaden am Motorrad (der nur Insidern auffällt) und lassen sich erklären, was passiert ist. Der junge Beamte erklärt dann, dass er einen Rapport schreiben muss,
Auf unsere naive Frage: Warum? Bekommen wir ein: Wegen der Buße natürlich!
unsere Folgefrage: Warum? Die Antwort: „Wegen nicht beherrschen eines Fahrzeugs“.
Klingt auf Schwitzerdütsch zwar lustig, aber für uns war das alles andere als ein Spaß.

Fragen über Fragen entstehen: Kann eine Frau überhaupt die Kontrolle über ein Fahrzeug verlieren? Oder ist das alles nur eine Ablenkung von versteckten Verschmutzungen auf der feuchten Kantonsstraße? Meint er das ernst? Anscheinend schon.
Kurzerhand varieren wir die Geschichte des Unfallhergangs – die Fußraste ist in der Kurve einfach abgefallen, und wir haben nur gestoppt, um sie wieder anzubringen.

Die beiden Polizisten sind zunächst irritiert (offensichtlich haben sie noch nie mit WIMA’s zu tun gehabt), aber der Ältere überzeugt den Jüngeren mit der Aussicht auf ersparte Papierarbeit und dem Hinweis, dass vor Ort eine behelfsmäßige Reparatur erlaubt ist, solange die endgültige Reparatur in Italien oder Frankreich erfolgt. Und weg sind sie! Yay, endlich!

Im leider erneut einsetzenden Regen wird die Fußraste bearbeitet, um zumindest locker wieder am Motorrad fixiert zu werden, und zusätzlich wird sie mit extra starken Kabelbindern gesichert.
So geht die Fahrt weiter hinauf bis zum Gotthardpass (im dichten Nebel und Regen) und dann auf der Autobahn bis zum ersten Abzweig bei Biasca, um schließlich bis nach Aquarossa (in Richtung Lucomagno) zu fahren.

In der bereits letztes Jahr bewährten Pizzeria mit Übernachtungsmöglichkeit treffen wir wieder auf den Rest der Gruppe und tauschen Geschichten bei fantastischen Pizza’s aus.

Wetter: Morgen schwül, auf den Pässen regnerisch

Strecke: 280 km – mit einer Extra-Runde für Versya!

3 Kommentare

    1. Ja, das mit den plötzlich abfallenden Fußrasten…das ist schon ein Fluch, der die WIMA Austria Frauen bei Schweiz- Reisen immer wieder verfolgt. Plötzlich abfallende Seitenständer, plötzlich abfallende Rückspiegel, plötzlich abfallende Bremshebel, sogar plötzlich abfallender Reifendruck, das alles ist schon vorgekommen. Mittlerweile kann die Kantonspolizei souverän damit umgehen, nur das gefahrlose Abstellen des Einsatzfahrzeuges bedarf noch einiger Übung der Eidgenossen und -nossinen !

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