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Kurven mit Aussicht

Schon vor Wochen habe ich mich zu einem Mitsingkonzert am So, 1.Okt.2023 im Gemeindehaus Großklein, Südsteiermark, angemeldet. Freundinnen von mir veranstalten dort jeden ersten Sonntag im Monat einen Kulturevent. Am Vorabend des Konzerts anreisen, in Leibnitz nächtigen,  und spätestens Montag wieder nach Wien fahren, das war der Plan.

Es kam anders. Besser. Der unglaublich lange, warme Spätsommer verhieß auch für das letzte Septemberwochenende viel Sonnenschein, vor allem im Südosten Österreichs, also war bald klar, dass ich das Auto stehen lassen und mit der Kawasaki fahren werde.

Der Samstagmorgen präsentierte sich in Wien noch kühl-feucht, aber, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, ließ ich die Regenkombi zu Hause.

Via Gloggnitz und Feistritzsattel nach Birkfeld, kam ich so zügig voran, dass ich mich zu einem kleinen Schwenk nach Gasen entschloss, von dort auf die Teichalm, und die Strecke ab Weiz Richtung Feldbach in die Oststeiermark verlängerte. Cruisen nach Lust, Laune und Sonnenstand…ich  entdeckte „neue“ Orte und Landstriche, erstieg die Aussichtswarte bei Ottersbach, mit herrlichem 360 Grad Panaoramablick, tingelte entlang der Südoststeirischen Hügelland-Weinstraße in Richtung Slowenischer Grenze. Nach Strass  ging´s hinauf in die „steirische Toskana“, entlang der südsteirischen Weinstraße.

Es war fast magisch: Die zahlreichen Buschenschanken der Region lockten mit Sturm, Wein und Kastanien, dennoch waren die Straßen und Gässchen kaum befahren, also ob die fröhlichen Menschen, die in dichten Gruppen beinander standen, in den Lokalen festgewachsen wären.

Auf Empfehlung von Berti ließ ich mir meine Nachmittagsjause in der etwas abseits bei Gamlitz gelegenen Buschenschank Dietrich schmecken. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!

Der Sonntag, wiederum strahlend schön, und besonders am Vormittag unglaublich ruhig, eröffnete mir weite Blicke über die gesamte Region. Sausal, Kitzeck, Demmerkogel, ein einziges Kurveneldorado mit „Ah und Oh!“-Effekten. Die Strecke über die Weinebene in leidlich gutem Zustand, nur im oberen Abschnitt der Kärntner Seite  witterungsbedingte Schäden mit Bitumenbändern geflickt –und ich habe eine riesen Freude mit meinen Bridgestones, die ich mir bei der Wima International Rally in Frankreich, bei Dafy in Gap, habe aufziehen lassen!

Auf der Hebalpe, weil genug Zeitreserven, schwenkte ich im schönen Ort St Oswald Kloster spontan nordwärts, auf eine schmale Verbindungsstraße nach Bad Gams. Hier begegnete ich während einer halben Stunde Fahrt, abgesehen von wenigen Traktoren und friedlich grasenden Kühen,  nur den fünf Mitgliedern einer Vespa-Gang. Landschaft, Sonne,  Ausblick und Straße waren nahezu mein Privatbesitz, und weil´s so schön war, am Rückweg nochmal auf den Demmerkogel.

Sehr entspannt und stimmig war das abendliche Chanten und Singen in Großklein, wo ich im Cafe des Gemeindehauses mit meinen Freunden auch gleich  das  Abendessen einnehmen konnte. Gasthaussuche in der schon merkbar früher einsetzenden Dämmerung blieb mir also erspart.

Montag Vormittag trafen wir uns noch zum gemeinsamen Brunch, zu dem der Bürgermeister von Großklein dankenswerter Weise einlud! Die Heimreise ab Mittag widmete ich dem Motto: immer der Nase nach. Das Navi blieb eingepackt, den Teil der Straßenkarte hatte ich auch schon vor langer Zeit verloren, und so zog ich die Kurven nach Himmelsrichtung und Bauchgefühl. Immer östlich von Graz mich nordwärts haltend, über Sommeralm und Teichalm, Joglland, und zur Abwechslung auf den Pfaffensattel , wo der Anblick  des völlig heruntergekommene Rasthauses fast ein bisschen Wehmut aufkommen ließ. Die Semmeringstrecke erscheint ohnedies, besonders seit der Fertigstellung des Tunnels, als eine seltsame Mischung aus Baustellenausfahrten zwischen leerstehenden oder verfallenden Tourismusmahnmalen aus früherer Zeit.

950 Kilometer in Schräglage, kombiniert mit Ohren- Augen-und Gaumenschmaus, genussvoller kann ein verlängertes Wochenende zu Herbstbeginn kaum sein. Sogar mein reiseerprobtes  Maskottchen Otto scheint seitdem ein verschmitztes Lächeln um die Augen zu haben.

2 Kommentare

  1. Hi Su.
    Die Entspanntheit des Wochenendes, auch die der Erinnerung beim Schreiben, liest man in jedem Satz – kommt sehr angenehm und unaufgeregt ‚rüber, danke dafür…
    Damit dem Otto beim nächsten Mal während der Heimreise nicht fad wird oder er sich übergeben muß wegen der schiachen Gegend, durch die man nach Hause rollen muß ab Semmering – nach geruhsamer Gleiterei, könnte ich ihm eine Alternative anbieten, wenn er verspricht, die Kenntnis der Ersatzstrecke nicht promiskuitiv im Inet zu verteilen. Sie wäre auch nix für eine Clubausfahrt mit 20 Moppets oder so, zu eng, Ruhelagen usw… – ca. 1h bis Westgrenze Wien.
    Der Nase nach ist immer gut, Chris und ich sind die Alternative schonmal zusammen gefahren – zweigt auf dem Sattel ab, vermutlich kann sie sich erinnern; falls nicht, Imel oder ich stell sie dir auf meinen Blog in die Moppet-Kategorie, das PW hat Chris.

    1. Hi Olpo, danke für Strecken- Geheimtipp, bei genügend Tagesrestlicht sicher eine interessante Möglichkeit. Glücklicherweise ist Otto nicht sehr empfindlich; er darf, im Gegensatz zu seiner Chauffeurin, auch einfach mal die Augen zumachen, wenn ihm die Aussicht nicht gefällt. Für die Halloweenfahrt am 31.10. hat er seinen Stammplatz einem kleinen Tödlein überlassen müssen, und jetzt sitzt er mit gewaschenem Igelpopo bereits im Winterquartier.

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