Abenteuer in den Karpaten: Die Anreise zur Rally

Die Wege zur Rally hätten unterschiedlicher nicht sein können – jede Fahrerin hatte ihre eigene Route und ihren eigenen Stil. Ob auf direktem Weg über die Autobahn, mit dem Transporter, oder auf verwinkelten Straßen, aus dem Süden oder Norden schlängelnd – solo oder in der Gruppe, dieses Jahr war alles dabei.

Da ich nur von meiner eigenen Reise berichten kann, nehme ich euch mit auf meine Route:
Unsere Reise begann in Wien, wo wir die Motorräder auf einen Transporter luden.
Ziel: Tabăra Săulia im Herzen von Transsilvanien.


Dort angekommen, startete das eigentliche Abenteuer – eine fast 1000 Kilometer lange Runde durch die Karpaten, die sowohl die ACT– als auch TET-Strecken umfasste.

Diese eindrucksvolle Tour führte uns durch atemberaubende Landschaften, herausfordernde Trails und unvergessliche Momente, bevor schließlich der letzte Tag des Abenteuers anbrach – und mit ihm der Beginn der Rally-Geschichte.

Heute stand eine echte Monsterrunde auf dem Programm. Frühmorgens ging es von Brașov in Richtung Süden, mitten durch die Karpaten. Ein kurzer Stopp beim legendären Bran Castle – bekannt als „Draculas Schloss“ – durfte natürlich nicht fehlen, bevor wir uns durch endlos erscheinende, von Baustellen gespickte Straßen quälten. Doch dann kam endlich der ersehnte Moment: Wir erreichten die berühmte Transfăgărășan.

Die Strecke beginnt von Süden her recht unspektakulär, steigert sich jedoch schnell zu einem Meisterwerk aus sich windenden Kehren und Kurven, die uns den Atem raubten – oder vielleicht lag es an der Höhe. Besonders beeindruckend war der malerische Stausee, der sich entlang der Straße ausbreitete. Doch das absolute Highlight waren die Bären! Groß und klein saßen sie am Straßenrand oder überquerten die Fahrbahn.

Nach Tagen, in denen wir in den entlegensten Winkeln der Karpaten keinen einzigen Bären gesichtet hatten, war dies eine Überraschung – und doch irgendwie nicht. Die Bären werden hier von Touristen gefüttert, wodurch sie regelrecht „posieren“. Trotz ihrer Niedlichkeit – der Bären, nicht der Touristen 😉 – empfiehlt es sich, eine gesunde Distanz zu wahren.

Der Anblick der Bären zog viele Schaulustige an, was die Straße trotz geringen Verkehrsaufkommens fast lahmlegte. Doch mit unseren Motorrädern konnten wir uns meist problemlos vorbeischlängeln. Auf der Passhöhe genossen wir vor dem Tunnel noch einmal den atemberaubenden Ausblick zurück, bevor wir in den Tunnel eintauchten, um auf die bekanntere Seite der Transfăgărășan zu gelangen.

Am Tunnelende erwartete uns der übliche Stau, aber wie erfahrene Motorradfahrerinnen fuhren wir einfach ein Stück vor – ganz im Stil unserer ungarischen Kolleginnen. Dort, wo die Straße in einen lebhaften Basar übergeht, wurde es eng: Bretterbuden reihten sich dicht aneinander, dazwischen drängten sich hunderte Touristen. Mit unseren Bikes fanden wir jedoch einen ruhigen Platz abseits des Trubels, parkten und erklommen noch einen Aussichtspunkt, um das berühmte Panoramafoto der Transfăgărășan zu machen.

Danach entkamen wir schnell dem chaotischen Treiben. Nach etwa 1,5 Kilometern beruhigte sich der Verkehr, und wir konnten die nun fast leeren Straßen wieder genießen. Weiter ging es über stark befahrene Straßen durch die Ebene bis nach Sibiu und schließlich nach Turda. Die Hitze war drückend, also nutzten wir die Tankstopps für kühle Getränke und ein wohlverdientes Eis.

Ab Turda führte uns die Route durch die sanften, „rolling hills“ der Region zurück nach Săulia, wo wir gegen 16:30 Uhr am See eintrafen. Die Stimmung war herzlich – überall waren bekannte Gesichter zu sehen, die natürlich gebührend begrüßt werden mussten. Nach dem Wiedersehen hieß es: Zelt aufstellen, den Transporter mit dem Bike von Junior und überschüssigem Gepäck beladen, und sich auf das traditionelle Welcome-Dinner vorbereiten.

Ein letzter Anruf erreichte uns vor dem Abendessen: Sonja hatte ein Gangproblem mit ihrer Kawasaki Vulcan – leider konnte die Ferndiagnose nicht helfen. Abschließend verabschiedeten wir Junior, der sich auf den Heimweg nach Wien machte – eine Fahrt, die wohl nur in seinem Alter so spontan möglich ist. Gegen 2 Uhr früh würde er dort ankommen.

Das Welcome-Dinner war hervorragend, die Stimmung ausgelassen und die anschließende Disco brachte alle in Feierlaune. Doch im Laufe des Abends machte eine tragische Nachricht die Runde: Eine – uns sehr gute Freundin – und bekannte WIMA war auf den letzten Kilometern ihrer Anreise mit einem Auto kollidiert und noch an der Unfallstelle (im Beisein italienischer WIMA’s) verstorben.

Dieser Verlust überschattete den Abend und brachte uns alle zum Nachdenken. Es war ein schmerzlicher Moment, der uns noch einmal die Vergänglichkeit des Lebens und die Bedeutung unserer Gemeinschaft vor Augen führte.

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