Heute steht wieder ein spannender Punkt am Programm: Schnitzeljagd, oder Treasure Hunt.
Am Morgen um ca. 7 Uhr aufgestanden und zum Frühstück spaziert – eigentlich ein Wunder, dass es am Weg zum bzw. vom Veranstaltungs- und Essensraum (der ehem. Hengststall) nie geregnet hat, sondern eigentlich immer sommerlich und sonnig war. 🙂
Bei der Rückkehr zum Quartier haben wir festgestellt, dass in der Zwischenzeit die Fragen und die sonstigen Unterlagen für die Treasure Hunt ausgegeben wurden.
Daher schnell die Aufgabenstellung überflogen. Die Tagesausrüstung (Regenschutz!, Trinkrucksack und Karten) eingepackt und ab auf die Straße mit uns. Heute sind wir nur zu zweit unterwegs. Su möchte pausieren. Na, die wird einiges versäumen, aber das wissen wir ja jetzt noch nicht. 😉
Zuerst die gleiche Strecke wie gestern mit dem Bus in Richtung Tallinn, bei Soodla, nach Norden abgebogen und bis zur Estnischen Küste vorgedrungen. Die drei charakteristischen Halbinseln im Lahemaa National Park sind Bestandteil unserer ersten Rätsel. Es gibt mehrere Fragen zu lösen, die nur mittels Besuch im Viinistu Kunstimuuseum und Käsmu Meremuuseum gelöst werden können.
Als ganz großer Fallstrick entpuppt sich die Zusammenstellung der 100 Betonkoffer (die die Emigration vieler Esten symbolisieren) im Vorfeld des Kunstmuseums, die natürlich keine 100 Stück sind, aber durchgezählt werden müssen -> diese Station wird im Finale den wesentlichen Unterschied ausmachen, aber auch das konnten wir zu diesem Zeitpunkt nicht erahnen.
Die Wege zwischen den Fragestationen sind, wie bereits gewohnt, perfekt asphaltiert – es scheint, als ob in den letzten Jahren alle Entwicklungsgelder der EU in Straßen geflossen sind – einsam, ohne jeden Verkehr und – das ist die wesentlich größte Überraschung für uns – auch üppig mit Kurven gesegnet. So macht die Fahrt durch den Nationalpark richtig Laune. Vor der Estnischen Küste liegen immer wieder kleine Inselchen, das Meer ist grün/blau und die vom Himmel herunter scheinende Sonne tut auch gut.
Davon mitgerissen bin ich, wie wohl immer, zu schnell unterwegs. Immer wieder bleibt Renate zurück, und irgendwann stellt sie mir – zurecht – die Frage, ob ich denn auf der Flucht bin?
Da hat sie wirklich Recht und deshalb schalte ich wieder einen Gang zurück und genieße einfach die Landschaft und die ist wirklich wunderhübsch und lädt zum ruhigen Betrachten ein.
So kommen wir bald ans Ende des Nationalparks und stoßen wieder ins Landesinnere vor, um dort die beiden Herrenhäuser (Mois – Schlösser) von Sagadi (in rot) und Palmse (in gelb) aufzusuchen, die ebenfalls Bestandteil unseres Fragenkatalogs sind. Es geht darum Fotos von Objekten, dem jeweiligen Herrensitz zuzuordnen. Und so spazieren wir durch die wunderbaren Gärten der beiden Anliegen und ergötzen uns an dem Reenactment, das in Estland üblich ist und das damalige Leben der Bewohner (inkl. Dienstleute) zeigen soll. Gut dabei, dass es trotz wunderbaren Sonnenschein wieder um die 17/18° warm ist, mit dem Motorrad Gewand wäre es ansonsten eine heiße Angelegenheit. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit beschließen wir in der Schlosstaverne eine Mittagsrast einzulegen. Auch hier ist das Personal entsprechend eingekleidet, aber immerhin können wir schon mit Euros statt Gulden zahlen. 😉
So, die gestellten Fragen wären jetzt alle abgehakt, damit treten wir den Rückweg nach Süden, Richtung Tapa an.
In Tapa selbst machen wir noch kurz Stop, einerseits tanken wir wieder unsere Maschinen voll, und dann gibt es noch einen Spezialtask der ansteht. Ich sage jetzt nur: Besenstiel und Hundespielzeug.
Von Tapa ist es nur noch ein Katzensprung zurück nach Jäneda, diesmal fahren wir nicht auf der Bundestraße sondern auf einem Landstraßen Abschneider, via Lehtse, und so kommen wir, trotz –wieder einmal – drohender Wolken noch komplett trocken retour. Was für ein Tag!
Im stillen Kämmerchen wird der Besenstil präpariert, soll heißen: Mit dem aufgedröselten Hundespielzeug (Kauknochen aus Bandfasern) , Gaffertape und Rockstraps zu einer umschnallbaren Fahnenstange umgebaut.
Daran wird die Österreich Fahne befestigt und los geht die Probefahrt, für die übermorgige Parade nach Rakvere. Schließlich müssen wir testen, wieviel Stundenkilometer halten wir h aus bevor es uns vom Motorrad bläst, und wie viele km/h die Fahne?
Kurz gesagt, wir gewinnen 😉
Als angenehm empfinden wir alles bis ca. 70 km/h, darüber wird der Zug der Fahne schon recht heftig. Außerdem beginnt die Fahne an den Kanten auszufransen. Da die Fahrt nach Rakvere ca. 1 Stunde dauert, ein gutes Fitnesstraining.
Wir fahren ein wenig hin und her und wecken damit die Aufmerksamkeit anderer Wimas.
Unser kleiner „Stunt“ dürfte dann bis zur neu gewählten Präsidentin vorgedrungen sein, und da sie dieses Mal nicht am Motorrad fährt, schlägt sie vor, dass Versya übermorgen nicht im Pulk, sondern an der Spitze zusammen mit der Wima Estland Präsidentin Annelie fahren soll, dann aber mit der Wima International Fahne.
OK, was soll schon passieren, größer als unsere Fahne kann sie ja gar nicht sein und in der Kolonne geht es sowieso nicht so flott dahin.
So wie immer zu optimistisch Versya, so wie immer….., aber wir werden es ja übermorgen sehen 😉
Also sage ich zu und mache mich auf den Weg zur Sicherheitstechnik Veranstaltung die Wima EE für Motorrad fahrende Frauen in Estland regelmäßig am Abend veranstaltet.
Die Road Safety Veranstaltung
Passenderweise diesmal mit uns als Claque und ausgewählten Präsidentinnen rund um den Globus, die die unterschiedlichen Aspekte der jeweiligen Länder in ihrer Präsentation der Motorradkultur vor Ort, so wie der üblichen Verkehrssitten gut widerspiegeln. Auch interessant: Japan dürfte das einzige Land sein, das auch für Straßenmotorrad Fahrerinnen „Brustpanzer“ als Standard vorsieht.. Kenne ich sonst nur vom Motocross und da bei beiden Geschlechtern.
Wima EE hat auch einen Folder aufgelegt, der die Vorteile der Sicherheitsbekleidung gut darstellt. Wir stimmen uns mit Annelie ab, wir dürfen die Fotos (alles Wima EE Member) verwenden, wenn wir einmal eine ähnliche Infobroschüre auflegen sollten.
Danach stürzen wir uns kurz in das Estnische Nachtleben – so wie immer: Essen, Trinken und laute Musik…und es gibt auch die Preisverleihung für die erfolgreichen Teams der Rätselrally. Ein Team dürfte tatsächlich die Anzahl der Koffer richtig gezählt haben und das macht den wesentlichen Unterschied im Endergebnis.
Aber das Tagebuch wartet, ich hänge immer noch ca. 1 ½ Tage nach und so kehre ich ins Quartier zurück und beginne mit der Nachführung der Erlebnisse, und das sind – wie frau beim Lesen hier sicher merkt – nicht gerade wenige.
Etwas später stoßen noch Renate und Su dazu und wir diskutieren über unsere letzten Erlebnisse, die aktuellen Infos der letzten NP Wahl, und so wird es wieder spät und das Tagebuch bleibt weiter unvollständig.
Aber, was solls, dieser Tag war einfach zu fein!
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